Mittwoch, 8. Februar 2012

Frage

Letzt Stunde sind mir einige Dinge hinsichtlich der Pro - Contra Debatte zu Platons Idealstaat offen geblieben, weshalb ich euch einmal um Hilfe bitten wollte.

Unsere Kritikpunkte waren folgende:
1. Determination (Dies bewies sich nicht, da man in unserem Staat durch mehr Faktoren determiniert ist, als in Platons Staat)

2. Uniformität (Hier war der Konsens, dass die Uniformität nach verschiedenen Faktoren betrachtet werden kann und folglich mehr oder minder ausgeglichen ist in beiden Staaten)

3. Fehlende Mündigkeit (Hier liegt mein Problem, wir haben diesen Kritikpunkt widerlegt, aber wie? In Platons Staat sind doch alle unmündig, bis auf den König, wohingegen bei uns jeder mit 21 Jahren mündig ist)

Dies waren die Kritikpunkte, die wir widerlegten. Es folgen die die wirklichen Contra - Argumente:

Frage: Wie lässt sich eine Fehlentscheidung durch den Philosophenkönig gänzlich verhindern? Es fehlen also:

1. Gewaltenteilung (gegenseitige Kontrolle/Annuität und Kollegialität)
2. Eine Verfassung (die Grundrechte garantiert und über dem Philosophenkönig steht)

Was mir noch einfiel zu Contra - Argumenten:
1. Gleich nach der Geburt werden die Eltern ihrer Kinder beraubt. Vor Bildung des Philosophenstaates würde das kein Elternteil zulassen. Folglich müssen die Eltern also anfangs gewaltsam von ihren Kindern getrennt werden, indoktriniert und umerzogen werden. Dem Idealstaat würde eine Gewaltherrschaft vorausgehen.
2. Zum Punkt Uniformität fiel mir ein, dass sie gar nicht gewährt werden kann, schon aus rein lithographischen und klimatischen Gründen, gibt es zwangsläufig Unterschiede, die sich auch auf die Kinder auswirken.


Pro - Argumente waren (leider hatte ich nur noch eins):

1. Der Staat wird durch Vernunft, nicht durch Vermögen regiert.

Ich bitte dringend um Verbesserungen, Ergänzungen und Hilfe, um dieses Loch vielleicht auch für andere zu füllen.

Gruß Jan.

3 Kommentare:

  1. Zu deinen neuen negativen Kritikpunkten:
    1. Geht einher mit dem, was ich auch zum Schluss anmerkte, dass nämlich die Etablierung des Staates sehr schwierig wäre. Das Gegenargument war, dass der Platonische Staat nicht aus einem funktionierenden anderen, sondern aus chaotischen Zuständen heraus entsteht. Im Extremfall herrscht also Krieg und die Familienbande sind ohnehin nicht stark ausgeprägt. Wenn alles geplündert wurde und im Hobbes'schen Sinne jedweder Zustand besser ist als der des Krieges, kann ohne Probleme ein platonischer Herrscher kommen und wird alle durch die neuen, geordneten und friedlichen Verhältnisse überzeugen.
    2. Na und? Du schreibst doch selbst, Uniformität ist unterschiedlich zu beurteilen. Wenn nun nicht alle gleich aussehen, sondern der eine dicker angezogen ist aufgrund der Kälte und ein anderer braungebrannt, was soll daran störend sein? Die geringe Determiniertheit bleibt bestehen, da die vernünftige Regierung ja ganz gewiss nicht nach visuellen Merkmalen urteilt.
    Was meinst du mit lithographischen Gründen? ich verstehe unter der Lithographie eine Form der bildenden Kunst, bei der Bilder mithilfe von in Stein geritzten Vorlagen erstellt werden. meintest du demographisch oder vllt. geodätisch ?
    Zu deiner Frage:
    Natürlich ist bei Paton nur der König mündig. Aber bei uns st man ganz gewiss nicht mit 21 Jahren mündig. Nur, weil ich mich vor dem Gesetz verantworten muss, heißt das nicht, dass ich ein Mündiges Wesen bin, ich bin vllt. strafmündig. Mündig hingegen sind wir hierzulande gar nicht, denn besagte Gesetze werden uns aufoktroyiert. Ein mündiger Bürger würde die vernünftigen Gesetze von selbst erwählen und sich daran halten, er wäre ja auch vom KI überzeugt. Mündigkeit kann ja sogar bestraft werden, wenn wir nämlich, was ein mündiger Mensch tun MUSS, die Gesetze z.B. der Verfassung hinterfragen, ist das ja potentieller Hochverrat, denn diese sind unantastbar. Da kein heute lebender für unsere Verfassung die Verantwortung übernehmen kann, sind wir alle unmündig.
    Bei Platon hingegen wird der mündige Regent allen Bürgern aus Gründen der Vernunft ein größtmögliches Maß an Verantwortung zusprechen )sofern die Vernunft es eben erlaubt)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Zu 1. (von dir): Wenn der Staat also nur aus chaotischen zuständen erwachsen kann, war doch der Staat, den Platon selbst 4 Jahre leitete keinesfalls sein Idealstaat oder? (Weil Herr Erhard ja meinte, der platonische Staat existierte) Ich stimme dir aber auf jeden Fall zu.

      2. Die Uniformität war glaube ich eher auf die Erziehung und die Lebensweise bezogen. Natürlich ist es egal, wie jemand aussieht, aber was mir als Kritik, auch wenn widerlegt, in Erinnerung blieb, dass in Platons Staat in der Erziehung maximale Gleichheit gefordert wird und der Staat neben seiner eigenen vernunftorientierten, keine andere Ideologie beispielsweise zulässt.
      Das ist so die Kritik an Platons Staat, die wir eben irgendwie widerlegten. Dass in Platons Staat die geringere Determination herrscht, ist mir bewusst.
      Hier habe ich mich im Wort verwählt, Entschuldige. Ich entlehnte es eigentlich dem Begriff Lithosphäre aus der Geografie und meine damit also die bloßen Unterschiede von zum Beispiel Gebirge und Tiefland, die sich auf die Charakterbildung der Kinder auswirken, womit Gleichheit schon nicht mehr in vollem Maße gewährt werden kann.

      Die Antwort auf meine Frage ist nachvollziehbar. Danke dir dafür.

      Löschen
  2. Zu Leons Kommentar: Wenn eine Verfassung unsere Mündigkeit mindert (was ich logisch nachvollziehen kann), würde der Versuch Fehlentscheidungen von Philosophenkönigen zu unterbinden, mit eben einer Verfassung, die vorerst positiven Aspekte von Platons Staatsidee schmälern. Mit Einführung einer Verfassung bzw. genau gedacht schon mit der Gewaltenteilung würde also zwar der negative Aspekt einer Unkontrollierbarkeit der Philosophenkönige entfallen, dafür aber ein ideeller Wert des Staates ebenfalls geringer. Nämlich der der maximalen Mündigkeit in diesem System. Somit müssten wir uns doch eigentlich andere Alternativen zur Unterbindung der Fehlentscheidungen der PhK suchen, die kompatibel mit der ursprünglichen Idee Platons sind bzw. diese nicht verändern.
    Vorschläge? :)

    AntwortenLöschen